Descrizione:
Blieb die Annahme der Binarität der Geschlechter in der einschlägigen Debatte jahrzehntelang unhinterfragt, so ist mittlerweile z. T. die Tendenz zu konstatieren, das bipolare Geschlechterweltbild zu dekonstruieren. Beispielsweise wird heute in institutionellen Zusammenhängen der Bildung und Verwaltung über Leitfäden ein geschlechtergerechter Sprachgebrauch propagiert, der der Zweiteilung der Geschlechter und der Heteronormativität entgegentritt und eine Pluralität von Geschlecht und Geschlechtsidentität markiert. Andererseits zeichnet sich in manchen gesellschaftlichen Kontexten, zuweilen sogar an Universitäten, eine Rückkehr zum vermeintlich generischen Maskulinum ab.
Ausgehend von aktuellen Diskussionen über sprachpolitische und sprachsystematische Belange eines gendergerechten Sprechens und Schreibens versammelt OBST 90 Beiträge, die die Möglichkeiten geschlechtergerechten Sprachgebrauchs in verschiedenen Sprachen ? sprachvergleichend und aus verschiedenen linguistischen Perspektiven ? ausloten und mit sprachpolitischen Regelungen sowie der Sprachpraxis der Sprachteilhaber*innen ins Verhältnis setzen. Der Band schließt damit an bisherige Studien zur geschlechtergerechten Sprache an, um Rückschau zu halten, neue Perspektiven aufzuzeigen und Forschungslücken zu schließen. Er ist international ausgerichtet und bietet empirisch fundierte Untersuchungen zur Sprachpraxis. OBST 90 stellt einen wichtigen Beitrag dar für die Fachwissenschaft der Linguistik, aber auch über linguistische Fachgrenzen hinaus. |